Monday, June 09, 2008

Frauen verdienen in Deutschland 22 Prozent weniger

Frauen verdienen in Deutschland 22 Prozent weniger

Berlin/Luxemburg/Brüssel (dpa) - Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich immer noch 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit ist der Lohnunterschied in der Bundesrepublik im EU-Vergleich besonders groß.

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Blick in ein Großraumbüro: Frauen werden in Deutschland schlechter bezahlt als Männer. (mehr...)

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09. Juni 2008 16:13 Uhr

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) forderte Arbeitgeber, Gewerkschaften und Betriebsräte auf, gemeinsam gegen das Lohngefälle vorzugehen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sprach von einem «Skandal». Die Arbeitgeber sehen für die Lohnunterschiede «eine Vielzahl von objektiven Gründen».

Deutschland gehöre zu den Staaten mit der größten Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen, sagte EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla der Tageszeitung «Die Welt» (Montag). Nur in Estland, Zypern und in der Slowakei seien die Unterschiede noch größer oder ebenso groß. Die geringsten geschlechtsspezifischen Lohndifferenzen gibt es in Malta, Belgien und Slowenien. Die Angaben spiegeln den Stand von 2005/2006 wieder.

Im statistischen Durchschnitt verdienten Frauen in der EU 15 Prozent weniger als Männer. Spidla verwies darauf, dass das Lohngefälle umso niedriger ist, je geringer die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt sei. Der EU-Kommissar verlangte eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Frauen in Führungspositionen. Gleichzeitig fordere er die Arbeitgeber auf, das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit auch anzuwenden.

Es sei wichtig, dass alle Beteiligten «gemeinsam zur Gleichstellung von Frauen und Männer beitragen», sagte Scholz am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskollegen in Luxemburg. Aufgabe der Bundesregierung sei es, junge Frauen verstärkt für technische Berufe mit guten Perspektiven zu begeistern. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass Betriebe familienfreundlich sind, etwa durch Einrichtungen zur Betreuung von Kindern.

DGB-Vize Ingrid Sehrbrock sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, Deutschland nehme bei der Lohnungleichheit «einen der Spitzenplätze in Europa ein - und das ist ein Skandal». Es gebe «politischen Handlungsbedarf», um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern und gleiche Bezahlung gesetzlich abzusichern. Notwendig sei ein «Dreiklang aus Entgeltgleichheit, Karrierechancen und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.»

Die Arbeitgebervereinigung BDA wies den Vorwurf zurück, bei den Lohnunterschieden handele es sich um Diskriminierung von Frauen. Die Einkommensdifferenzen ergäben sich aus Berufs-Unterbrechungen durch Erziehungszeiten, eingeschränkter Berufsauswahl und geringeren Arbeitszeiten. Um die Einkommensschere zu schließen, unterstützten viele Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irmingard Schewe-Gerigk, kritisierte, die große Differenz zwischen Männer- und Frauenlöhnen in Deutschland sei «ein Armutszeugnis und eine Zumutung für alle Frauen». Die Vize-Vorsitzende der Partei Die Linke, Ulrike Zerhau, sagte: «Es hat den Frauen in Deutschland nichts gebracht, dass eine Frau das Land regiert.» Trotz rechtlicher Gleichstellung bestehe die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern fort.

Quelle: dpa-info.com GmbH

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